An dieser Stelle möchten wir Ihnen zahlreiche Fälle von Erbschleicherei aufzeichnen:
1) HAUSHALTSHILFE
Aus dem Ruhrgebiet wurde uns ein Fall gemeldet, bei dem ein alleinstehender Onkel schwer
krank und in der Gestaltung seines Alters hilflos war. Der Neffe wurde von seinen
Verwandten bis drei Jahre vor seinem Tode unterstützt. Anschließend musste zur
Unterstützung eine Haushaltshilfskraft, die einmal wöchentlich kam, geholt werden.
Der Verwandte, der sich an uns gewandt hat, teilte uns mit, dass er sehr eng mit seinem Onkel
zusammenlebte und ihm auch vertraute. Er erfuhr ein Jahr zuvor, dass er aufgrund eines
notariellen Vertrages (Testament) gemacht wurde und ihm zusätzlich eine Vorsorgevollmacht
erteilt wurde.
Im Jahre 2013 erlitt der Onkel einen schweren Herzanfall und konnte sich nicht mehr alleine
versorgen, so dass der Heimaufenthalt dringend notwendig wurde. Nach einem längeren
Krankenhausaufenthalt stand fest, dass eine Dauerpflege notwendig wurde. Die damals
eingestellte Kraft für einen Tag, erklärte damals, sie wird auch die ganze Woche für € 10,00
pro Stunde dort arbeiten.
Bis zu dem Tode des Onkels hatte unser Mandant ständig mit ihm telefoniert. Als der
Verwandte zu dem plötzlich Verstorbenen gerufen wurde, wunderte er sich, warum die
Pflegekraft ständig anwesend war und in den Unterlagen her rumsuchte. Sie erklärte in
Angesicht der Leiche: „Ach, was habe ich nicht alles für ihn getan.“ Sie mischte sich in alle
Gespräche ein. Man stellte ganz schnell fest, dass es ihr gelungen ist, ein notarielles
Testament zu erschleichen. Leider konnten im Rahmen eines Gerichtsverfahrens die
betrügerischen Handlungen der Pflegekraft nicht nachgewiesen werden. Anstelle ihres
Stundenhonorars von € 10,00 erhielt sie mehrere Millionen Euro.
2)
Erbschleicher erhielt lebenslange Freiheitsstrafe
Eine 91-jährige ältere Dame in Hamburg wurde ermordet. Der Erbschleicher erhielt eine lebenslange Freiheitsstrafe. Der Mord wäre fast unentdeckt geblieben, da der Arzt der zur Leichenschau geholt wurde, den natürlichen Tod feststelle. Es kam nicht zu der geplanten Feuerbestattung, sondern es wurde festgestellt, dass die Dame getötet worden ist. Der Mörder hatte sich eine Vorsorgevollmacht für den gesundheitlichen Bereich der alten Dame ausstellen lassen, diese war Voraussetzung, dass ereinen Arzt finden konnte, der die Tötung als normalen Todesfall ansah.
3) Sohn vertreibt Mutter aus dem eigenen Haus
Jahrelang haben sich die Geschwister von Frau B. um Ihre Mutter nie gekümmert. Urplötzlich
erschienen sie auf einmal nach über 10 Jahren bei der Mutter zum Geburtstag, obwohl sie
wirklich Jahrzehnte vorher nie da waren. Sie wurden unabkömmlich, sie waren täglich da, sie
nahmen die Post an sich und gaukelten der Mutter vor, dass sie sich um alles kümmern
werden. Der Bruder zog mit seiner Frau in das Haus der Mutter. Sie musste auf einmal ihre
große Wohnung auf 1 Zimmer reduzieren, behielt keine Schlüssel mehr zur Eingangstüre. Mit
Erschrecken konnte die Tochter durch einen zufällig gesehenen Notarvertrag im Haus
feststellen, das auch das Haus und somit das letzte Vermögen an ihren Bruder übertragen
wurde. Die Mutter wurde ein Sozialfall.
4)Von Pflegeheiminhaberin zur Alleinerbin
Ein älterer Herr kümmerte sich um seinen Freund, mit dem er sein Leben lang verbrachte
und um den er sich noch mehr kümmerte, als die Frau des Freundes starb. Er empfahl, weil
die Pflegeleistung immer größer wurde, einen Pflegedienst für den Freund zu besorgen, den
er sogar bezahlte. Der ältere Herr hatte keine Kinder und war nicht verheiratet und freute
sich, dass er nunmehr noch eine zusätzliche Hilfe im Haushalt hat. Der Mitarbeiter der
Pflegefirma, der selbst Inhaber der Pflegefirma war, kümmerte sich intensiv um den älteren
Herrn. Er war praktisch täglich anwesend und zog eines Tages in das Haus des älteren Herrn.
Es dauerte nur wenige Tage nach Einzug in das Haus, dass er beim Notar auch das Eigentum
auf sich überschreiben lies. Vorher gab es allerdings noch die Adoption. Der ältere Herr
adoptierte die Pflegekraft, um die Erbschaftssteuer oder Schenkungssteuer zu reduzieren.
Die Adoptionsfälle haben aus Erbschaftsgründen in letzter Zeit erheblich zugenommen.
5) Kontrolle der Konten
Einen extremen Fall hat im Jahr 2020 das LG Hannover zu entscheiden. Angeklagt war ein
Betreuer. Ihm wurde vorgeworfen, dass er fast 90.000, -€ vom Konto einer dementen älteren
Dame, für die er Betreuer war, für eigene Zwecke genutzt hatte. Finanziell benötigte die ältere
Dame kein Geld. Im Prozess schwieg der Angeklagte. Die neue Betreuerin, also die
Nachfolgerin, stellte ein finanzielles Chaos fest, das der Betreuer hinterlassen hatte. Für die
Betreuung erhielt er von der Dame monatlich 500,-€. Die 83-jährige Dame, die im Altersheim
lebte, ist 2018 verstorben. Die Staatsanwaltschaft konnte nicht nachweisen, dass die 90.000, –
€, die vom Konto der dementen Dame vom Betreuer abgehoben worden waren, von ihm auch
für eigene Zwecke genutzt wurden. Er wurde freigesprochen.
Dieses Risiko droht jedem älteren Menschen, wenn er in eine Betreuung kommt oder eine
Vollmacht ausgestellt hat. Es droht allerdings auch älteren Menschen, die allein leben, weil
ihr Partner verstorben ist und einen Bevollmächtigten haben, der nicht ordnungsgemäß
handelt.
Es ist empfehlenswert, immer in finanziellen Bereichen einer Person des Vertrauens das
Recht zu geben, Kontoauszüge in Kopie von der Bank je Auszahlung automatisch zu erhalten.
Ein einfaches Schreiben an die Bank und schon hat man, soweit der ältere Mensch die
Vollmacht erteilt hat, die Kopie der Kontoauszüge im Briefkasten und weiß ganz schnell, ob
hier in die Gelder eingegriffen wird oder nicht.
Dieses Thema können Sie auch durch eine ordnungsgemäße Vorsorgevollmacht verhindern.
Wir helfen Ihnen gerne bei der Gestaltung Ihrer Vorsorgevollmacht. Mit einem einfachen
Formular ist der Bereich Vorsorgevollmacht nicht geregelt. Für die Erstellung einer guten und
rechtssicheren Vorsorgevollmacht ist eine intensive juristische Beratung notwendig.